M. Moosburger führte ein Interview mit dem Hahnbacher Ortspfarrer Dr. Christian Schulz über das anstehende Frohnbergfest.


M.M: Wie entstand das diesjährige Thema?

Pfr. Schulz: 100 Jahre Patrona Bavaria ist Anlass genug, am Frohnberg, einem Marienheiligtum, wieder einmal Maria ganz in den Mittelpunkt zu stellen.
 
M.M: Waren alle anderen Prediger sofort damit einverstanden?

Pfr. Schulz: Die übrigen Prediger werden einzig um die Übernahme der einzelnen Gottesdienste bzw. Predigten gebeten. Hauptmotiv und Einzelthemen der Festwoche sind vom zuständigen Pfarrer vorgegeben - eine Zustimmung oder Nichtzustimmung durch andere ist hierbei kein Thema.

M.M: Bereits im vorigen Jahr war Weihbischof Dr. Josef Graf beim Schlussgottesdienst. Gibt es einen besonderen Grund für dessen erneuten diesjährigen Besuch?

Pfr. Schulz: Unmittelbar nach dem Gottesdienst im vergangenen Jahr erging vom zuständigen Pfarrer die Einladung an Weihbischof Dr. Josef Graf, auch in diesem Jahr wieder einen der Hauptgottesdienste zu übernehmen. In der Regel wird eine dieser Feiern als Pontifikalgottesdienst gehalten - und die damals unmittelbare 'Wiedereinladung' von Weihbischof Graf war der kürzeste und direkteste Weg, dies zu gewährleisten.

M.M: Wie bereiten Sie sich auf Ihre (freien) Predigten vor?

Pfr. Schulz: Jeder Gottesdienst hat ein eigenes Thema mit entsprechenden Lesungstexten/Evangelien und Fürbitten. Da die Auswahl hierzu bereits im Januar abgeschlossen war, findet die Vorbereitung gleichsam durch ein beständiges Nachsinnen über die Einzelthemen statt. Verbunden ist dies mit einem inneren Sortieren und Zusammenstellen eines jeweiligen 'roten Fadens' von Bildern und Motiven für die einzelnen Predigten. Die konkrete Ausformulierung ergibt sich dann aber erst beim Predigen selbst und ist immer noch offen für spontane und situationsbezogene Gedanken.

M.M: Die anderen Bergfeste laden mehrere auswärtige Prediger ein. Warum nicht – wie früher - fürs Hahnbacher Bergfest?

Pfr. Schulz: Wenn von früher gesprochen wird, dann kann man für das Frohnbergfest von 'noch früher' sprechen. Denn 'noch früher' war tatsächlich auch - wie gegenwärtig - im Wesentlichen ein Hauptprediger zu hören. Ferner gewährleistet ein Hauptprediger eher einen strukturierten Zusammenhang aller Einzelthemen, so dass auch im Gesamt der Woche tatsächlich ein roter Faden mit fortführenden und vertiefenden Motiven erkennbar ist. Das ist bei vielen verschiedenen Predigern, die sich in der Regel ja zuvor über ihre Predigtinhalte nicht austauschen, schwerlich möglich.

M.M: Wie erklären Sie sich den großen Zuspruch? Nimmt er ab oder zu?

Pfr. Schulz: Das vermag ich nicht zu beurteilen. Zumal durchaus auch äußere Umstände, besonders das aktuelle Wetter, Einfluss auf die konkrete Gottesdienstgemeinde ausüben. Für die drei Bergfeste, die bisher in meinem Verantwortungsbereich lagen, kann ich keine größeren Schwankungen ausmachen, aber auch ebenso wenig eine offensichtliche Tendenz ableiten.
 
M.M: Bergfeste mit einer Marien- oder Annaverehrung sind offensichtlich sehr beliebt. Wird hier vielleicht auch eine „weibliche Seite“ Gottes gesucht und mitgefeiert?

Pfr. Schulz: Als Motiv für eine besondere Zuneigung zur Gottesmutter die mögliche Erfahrung einer 'weiblichen Seite Gottes' zu formulieren, scheint mir persönlich - wenn auch nicht gänzlich von der Hand zu weisen - insgesamt etwas weit hergeholt und bemüht. Ich denke, dass die Gläubigen vielmehr ein Gefühl dafür haben, dass es den Sohn nicht ohne die Mutter, dass es Christus nicht ohne Maria gibt. Wenn, dann müsste wohl eher gesagt werden, dass in Maria die mütterliche und zugleich jungfräuliche Dimension der Kirche personale Gestalt findet und so die Kirche selbst wiederum diese Wesenszüge der Gottesmutter in besonderer Weise zu realisieren hat. Maria ist - wie zurecht oft gesagt wird - Kirche im Ursprung und es ist gut, als Gläubiger diesem Ursprung ganz nahe zu sein.

M.M: Was bedeutet für Sie persönlich „wallfahren“?
        Nahmen oder nehmen Sie auch an einer Fußwallfahrt teil?

Pfr. Schulz: Wallfahren bedeutet für mich persönlich, in begrenzter Zeit- und Wegstrecke dem Ewigen bewusster und intensiver auf die Spur zu kommen und vor allem auch mit anderen gemeinsam auf dem Weg zu sein.
In meiner alten Heimat am Niederrhein gehörten für mich auch Fußwallfahrten besonders nach Kevelaer zur "Trösterin der Betrübten" oder Telgte im Münsterland selbstverständlich zum religiösen Leben dazu. Von meinem vorherigen Einsatzort in Niederbayern bei Landshut stellte natürlich Altötting ein solches Ziel dar.

 

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