Hans Lobenhofer (geb. 4.4.1939) ist als Bub auf dem Frohnberg aufgewachsen. Ein Interview.

- Ihre Eltern haben 1942 Haus und Wirtschaft auf dem Frohnberg gepachtet, aber in erster Linie hat ihre Mutter dort „das Regiment“ geführt. wie kam es dazu?

HL: Meine Mutter, Elisabeth Wendl, ist in Rosenberg aufgewachsen und war dann in Pickenricht, Kümmersbuch und Hahnbach in Stellung. Sie lernte dort viel in Sachen Haushalt und Arbeit auf einem Bauernhof. Kurz nach der Hochzeit mit Baptist Lobenhofer kam 1935 auch schon mein ältester Bruder Josef zu Welt. Sehr schwierig wurde es für meine Mutter, als 1937 die Tochter Gretl im Säuglingsalter starb, ich am 4.4 1939 zur Welt kam und ihr Mann im gleichen Jahr noch zum Polenfeldzug eingezogen wurde. Dank eines kurzen Fronturlaubs kam am 6.10.1941 noch mein Bruder Konrad zur Welt. Meine Mutter, welche allerhand von der Landwirtschaft und Haushalten verstand, entschied sich damals nach reiflicher Überlegung, gemeinsam mit meinem Vater für das Pachten der Frohnbergwirtschaft.

- Aber ihr Vater war ja die meiste Zeit gar nicht da.

HL: Ja, das stimmt. Er war sechs Jahre im Krieg und danach wussten wir lange nicht, ob er noch lebt oder nicht. Wir hatten von ihm das letzte Mal von der Ostsee gehört und dass er auf dem Heimweg sei. Natürlich erfuhren wir auch vom Untergang der Gustloff und den schlimmen Zuständen in Gefangenenlagern. Meine Mutter und wir drei Kinder hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, wir schwankten ständig zwischen Vorstellungen von einem hungernden oder ertrunkenen Vater, als das Wunder geschah.

- Ihr Vater kam heil zurück?

HL: Ja, und zu unserer Riesenüberraschung mit einer großen Rohwurst im Rucksack. Er war nämlich in englischer Gefangenschaft in Schleswig-Holstein gewesen. Dort hatte er ein ehemaliges deutsches Depot zu bewachen. Unter anderem gab es darin auch noch reichlich zu essen, aber natürlich nicht für die Gefangenen.

- Daher die Rohwurst?

HL: Ja mei, ich glaub, er hat erzählt, dass von dem Depot da halt ein paar Bretter entfernt werden mussten und schon konnte man etwas stibitzen. Entlassen aus der Gefangenschaft, war es für ihn  durch ausfallende Züge und weitere Schwierigkeiten doch ein ziemliches Problem vom hohen Norden zu uns in die Oberpfalz zu kommen.

- Erkannten Sie ihren Vater sofort?

HL: Oh nein, ganz und gar nicht. Ich war sechs Jahre alt und als ich nach Hause kam, sah ich einen fremden Mann an unserem Tisch sitzen und essen. Ich zog meine Mutter am Schürzenzipfel und fragte: „Welcher Mann isst da unser Essen zamm?“

- Wie war ihr Verhältnis zu ihrem Vater?

HL: Für damalige Umstände ganz normal. Wenn wir etwas angestellt hatten oder vom Leib Brot, den wir in Hahnbach holen mussten, geknappert hatten, gab‘s prompt a paar Schelln, saftige Ohrfeigen also. Als ich dann nach Rosenberg in die Maxhütte in die Dreherlehre ging, ging ich oft mit meinem Vater, der dort Stahlwerkhandwerker war, gemeinsam die Kilometer durch den Wald. Das verband uns zwangsläufig.

- Wie viele Kinder waren Sie denn schließlich auf dem Frohnberg?

HL: Während des Kriegs waren wir dort zu dritt und nach dem Krieg kamen am 17.5.46 meine Schwester Anneliese, am 7.8.50 mein Bruder Richard und am 23.8.54 meine Schwester Barbara dazu.

- Ihre Mutter hatte ja eine Kuh, Hühner, zwei Schafe und eine Ziege. Ziegen sind ja oft recht frech. Ihre auch?

HL: Und wie! Für den Gottesdienst nach einer Flurprozession hatten am Vorabend die Hahnbacher Klosterschwestern den Altarraum festlich mit Blumen geschmückt. Meine Mutter hatte als Pflicht die Kirchenglocken zu läuten, sobald die ersten Pilger zu sehen waren. Dies war, wie heute noch, händisch zu erledigen. Aber was sah sie vom Turmeingang aus? Unsere Goas (= Ziege) zupfte genüsslich am Kirchenschmuck und hinterließ zudem ihre „Kaffeebohnen“ in der Apsis. Meine Mutter ließ in Panik gleich das Läuten sein, verscheuchte das Mistvieh, richtete die recht zerzausten Blumensträuße ein wenig zurecht und kehrt die Exkremente schnell unter den Altarteppich.

- Wie haben die Schwestern darauf reagiert?

HL: Sie habenschon recht verwundert ihre „neue Dekoration“ angeschaut, die Popperla ham sie natürlich nicht gesehen. und zum recht kurzen Willkommensgeläut haben sie sich, glaub ich, gar nicht geäußert

- Vielen Dank!

 Hans Lobenhofer